UNESCO-Welterbe Donaulimes
Beinahe ein halbes Jahrtausend lang – vom 1. bis ins 5. Jahrhundert nach Christus – bildete die Donau von ihrem Oberlauf bis zur Mündung ins Schwarze Meer die Nordgrenze des Imperium Romanum.
Kontrolliert wurde diese gut 2400 Kilometer lange „nasse“ Grenze von zahlreichen Militäranlagen (Legionslagern, Auxiliarkastellen, temporären Lagern und Wachttürmen), die wie die Perlen an einer Schnur entlang dem rechten Donauufer aufgereiht und durch eine Straße miteinander verbunden waren. Um die größeren Kastelle bildeten sich zivile Siedlungen, von denen viele zur Keimzelle heute noch existierender Städte wurden. Dieser „Donaulimes“ war nicht nur Grenze, sondern auch bedeutender Verkehrsweg und Kontaktzone zu den jenseitig lebenden „barbarischen“ Völkerschaften.
Der rund 600 Kilometer lange westliche Abschnitt des Donaulimes – von Bad Gögging (Lkr. Kelheim, Bayern) bis nach Iža (bei Komárno, Slowakei) – wurde am 30. Juli 2021 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Es ist damit Teil der transnationalen, seriellen Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches“, zu der u.a. schon der Hadrianswall in England sowie der Obergermanisch-Rätische Limes von Bad Hönningen/Rheinbrohl (Mittelrhein) bis zum Kastell Eining (Donau) gehören.
Welterbestätten zeichnen sich im Sinne der Welterbe-Konvention von 1972 durch ihren einzigartigen universellen Wert aus und werden als Kulturerbe der gesamten Menschheit betrachtet. Archäologische Welterbestätten wie der Donaulimes sind – unabhängig davon – in Bayern als Bodendenkmäler ausgewiesen und durch das Bayerische Denkmalschutzgesetz geschützt.
Das neue Welterbe besteht aus 33 „Römerorten“ (clusters, so z.B. Passau) mit 66 Teilstätten (component parts). Bei den Teilstätten handelt es sich i.d.R. nicht um die gesamten jeweiligen römischen Siedlungsareale, sondern um ausgewählte Bereiche (Welterbe-Kernzonen), in denen herausragende Überreste aus der Römerzeit noch sichtbar oder durch archäologische Grabungen bekannt sind.
In Passau befinden sich drei Teilstätten: Die nicht mehr sichtbaren römischen Siedlungsspuren des 1. – 5. Jahrhunderts unter dem ehem. Kloster Niedernburg nahe der Spitze der Altstadthalbinsel, das spätrömische Kastell Boiotro im Westen der Innstadt sowie der ebenfalls aus der spätrömischen Zeit stammende Wachtposten (Burgus) im Gelände der städt. Kläranlage in Haibach. Benachbarte Welterbe-Teilstätten sind donauaufwärts das Kastell und Lagerdorf von Künzing (Lkr. Deggendorf) und donauabwärts die spätrömische Kleinfestung bei Oberranna (Gem. Engelhartszell, Bez. Schärding).
In Zusammenarbeit mit Partnern aus Denkmalpflege, Verwaltung und Tourismus hat die Stadt Passau begonnen, ein umfangreiches Konzept zur In-Wert-Setzung und Vermittlung des neuen Welterbes umzusetzen. Zentraler Ort dieser Aktivitäten wird das in einer der Welterbe-Kernzonen gelegene Römermuseum Kastell Boiotro sein.
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