Wem gehört die Kunst?
Podiumsgespräch zum Tag der Provenienzforschung am 09.04.2025 im Oberhausmuseum
24.03.2025
Das Oberhausmuseum erweiterte zwischen 1933 und 1945 seine Sammlung, die vor 1933 lediglich rund 1.000 Exponate umfasst hatte, um ca. 1.400 Objekte. Welche Motive dieser Erweiterung zugrunde lagen und woher die Objekte kamen, blieb bisher ungeklärt. Ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern gefördertes Projekt geht diesen Fragen nun auf den Grund.
Dass bei der Erweiterung der Sammlung problematische Provenienzen eine Rolle spielten, bestätigte sich im Rahmen des NS-Erstchecks der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, der 2020/2021 stattfand. Seit August 2024 beschäftigt das Oberhausmuseum nun eine Provenienzforscherin. Dr. Anke Gröner erforscht im Rahmen des zweijährigen Förderprojekts diverse Objekte, die sich seit der NS-Zeit im Museumsdepot befinden und deren Herkunft unklar ist.
Derzeit stehen die Objekte aus dem sogenannten CCP-Bestand im Fokus: 88 Werke, die nach Kriegsende 1945 im damaligen Ostmarkmuseum entdeckt wurden. Als vermutliche Raubkunst wurden die Objekte 1946 an den Central Collecting Point nach München gebracht, der zentralen Sammelstelle für Kunst in Süddeutschland. Von dort aus wurden von den Alliierten tausende von Kunstwerken in viele europäische Länder retourniert, aus denen sie geraubt wurden. Wem die 88 Werke aus Passau gehören, ist derzeit noch ungeklärt. Sie befinden sich seit 1958 wieder in Passau.
Am Tag der Provenienzforschung wird in einem Podiumsgespräch erläutert, welche Chancen, aber auch Risiken sich durch Provenienzforschung ergeben: Sie schafft zunächst Rechtssicherheit für die Objekte im Depot und kann bei möglichen Restitutionsfällen geschehenes Unrecht zumindest lindern. Die Herausgabe von Museumsobjekten kann manchmal aber auch zu kulturpolitischen Kontroversen führen.
Museumsleiterin Dr. Stefanie Buchhold führt durch das Gespräch. Die Teilnehmenden:
- Dr. Anke Gröner studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die systemkonforme Kunst des Nationalsozialismus sowie Kunsthandel und Stadtgesellschaft in Süddeutschland. Seit August 2024 ist sie im Oberhausmuseum Passau für die Provenienzforschung tätig. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden nach Abschluss des Projekts in einer Ausstellung im Oberhausmuseum präsentiert.
- Dr. Julia Devlin ist Historikerin und Wissenschaftsjournalistin. Sie war am Erinnerungsprojekt „Kunst, Raub und Rückgabe: Vergessene Lebensgeschichten“ beteiligt, das von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin entworfen wurde. Das Projekt erforscht nicht nur die Herkunft von Objekten, sondern vor allem die Lebensgeschichten der jüdischen Sammlerinnen und Sammler.
- Konstantin Pfannmüller ist als Rechtsanwalt in München tätig. Er studierte dort Rechtswissenschaften, Kunstgeschichte und Volkswirtschaftslehre. Seit Oktober 2022 promoviert er an der Universität des Saarlandes über Rechtsfragen im Kontext von NS-Raubkunst nach 1945. Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Eigentumsrecht an NS-Raubkunst, Restitutionsansprüchen sowie fairen und gerechten Lösungen nach den Washingtoner Prinzipien.
Die Veranstaltung findet am 09.04.2025 um 18 Uhr in der Neuen Galerie des Oberhausmuseums, Oberhaus 125, 94034 Passau, statt. Im Anschluss an das Podiumsgespräch besteht die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Anmeldung unter anmeldung-oberhausmuseum@passau.de oder +49851 396-800.