Salvatorianerinnen auf Abschiedsbesuch bei Oberbürgermeister Jürgen Dupper

Weiblicher Zweig des Ordens war fast 100 Jahre in Passau

29.04.2024

Ende Oktober geht in Passau eine Ära zu Ende: Die letzten sechs Salvatorianerinnen verlassen das Kloster Marienstift Donauhof, das somit geschlossen wird. Oberbürgermeister Jürgen Dupper nahm dies zum Anlass, die Schwestern um Oberin Helene Wecker in das Alte Rathaus einzuladen, um die Vergangenheit Revue passieren zu lassen und sich über die weiteren Entwicklungen zu informieren.

Es ist schon sehr schade, dass ein weiterer Orden unsere Dreiflüssestadt verlässt. Die Salvatorianerinnen haben durch ihr vielfältiges Engagement fast ein Jahrhundert das Leben bei uns mitgeprägt, wofür ich den noch verbliebenen Schwestern an dieser Stelle ein großes Dankeschön aussprechen möchte.

Jürgen Dupper - Oberbürgermeister

Aktuell wohnen die Ordensschwestern Fabiola (89), Gisela (92), Lidwina (96), Marcella (79), Margareta (84) und Oberin Helene (82) noch im Kloster Marienstift Donauhof. Ende Oktober wird die Einrichtung geschlossen, 98 Jahre nach ihrer Gründung. Das hohe Alter, der fehlende Nachwuchs und der Aufwand für die mittlerweile viel zu großen Räumlichkeiten machen diesen schmerzlichen Schritt unumgänglich. Die meisten der sechs Ordensschwestern werden voraussichtlich in das Kloster Neuwerk in Mönchengladbach umziehen, Oberin Helene begibt sich in die Ordensfiliale in Bad Wurzach.

Der Besuch bei Oberbürgermeister Jürgen Dupper erfreute die durchweg rüstigen Schwestern ungemein, auch wenn der Anlass ein trauriger war. Der Abschied fällt sichtlich schwer, aber gemäß ihrem Orden sind sie es gewohnt, öfter versetzt zu werden. Alle waren bereits deutschlandweit im Einsatz. Von dem her blicken sie positiv in die Zukunft im Vertrauen auf Gott und in dem Bewusstsein, viele gute Jahre in Passau verbracht zu haben mit zahlreichen Bekanntschaften, die sich zum Teil über Jahrzehnte bis heute gehalten haben. Auf bestehende Kontakte zu ehemaligen Bewohnerinnen des früheren Mädchenwohnheims sind die Schwestern besonders stolz.

Die Salvatorianerinnen kamen 1926 nach Passau, nachdem das deutsche, damals in Berlin gelegene Mutterhaus das Gut Donauhof gekauft hatte. Die Schwestern richteten hier ein Fürsorgeerziehungsheim für schulentlassene Mädchen ein, worum Stadt und Bistum sie gebeten hatten. Bald entstand auch ein anerkannter landwirtschaftlicher Betrieb, sodass die Mädchen Gelegenheit hatten, eine Lehrausbildung in der Hauswirtschaft, der Schneiderei, Gärtnerei und Landwirtschaft zu machen. In der Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Schikanen gegenüber Ordensfrauen sowie der Zeit im und nach dem Krieg übernahmen die Schwestern neben der Fürsorgeerziehung immer wieder weitere aktuelle Aufgaben, die notwendig waren, etwa die Betreuung von Kindergruppen aus den Städten im Norden und von zugewiesenen BDM-Mädchen (Bund Deutscher Mädel während der NS-Zeit) in großer Zahl, die Gründung einer Hauswirtschaftsschule, die gut angenommen wurde, und vieles mehr.

1960 folgte ein größerer Erweiterungsbau für die Erziehungsarbeit und bald auch eine Sonderschule, als immer mehr schulpflichtige Mädchen eingewiesen wurden. Das inzwischen heilpädagogische Mädchenheim bestand bis 1988, ehe die Gebäulichkeiten bis auf den klösterlichen Wohnbereich dem Caritasverband für die Diözese Passau übergeben wurden, nachdem auch die Landwirtschaft aufgegeben worden war. Durch die Übernahme der Gebäude konnte die Caritas hier 1993 die Donauhof-Werkstätten für Menschen mit Behinderung als Zweigbetrieb der Dreiflüsse-Werkstätten in Grubweg eröffnen. 1996 folgte das Kardinal von Galen-Haus, ein Wohnpflegeheim für Menschen mit geistiger Behinderung.

Die Schwestern im Seniorenalter nahmen indes Gäste auf, unter anderem über sechs Jahre eine Flüchtlingsfamilie, arbeiteten im Missionsbüro der Salvatorianer auf dem Klosterberg mit, waren in der Altenseelsorge im Seniorenheim Mariahilf tätig und widmeten sich der Zusammenarbeit der Orden im Bistum Passau, boten geistliche Begleitung und Exerzitien an und betrieben bis 2022 eine Krankenpflegestation für Mitschwestern, auch aus anderen Filialen des Ordens.

Über das Erinnerungsfoto mit Oberbürgermeister Jürgen Dupper freuen sich die Schwestern Lidwina (von links), Margareta, Gisela, Oberin Helene, Marcella und Fabiola, die zusammen auf 522 Lebensjahre zurückblicken können.